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(Reiseroute: Yelverton - Eden Project - Falmouth)
Nach einem sehr guten Frühstück nahmen wir den beschwerlichen Weg von der Farm zurück in den Ort wieder auf uns und beschlossen dann: Nie wieder Farm! Danach fuhren wir zu einer der spektakulärsten Sehenswürdigkeiten Englands - Burgen, Schlösser, Landschaften und ähnliches kann man sich ja soweit vorstellen, das Eden Project aber ist etwas ganz Besonderes. Erst 1998 erbaut zählt es heute schon zu den meistbesuchten Attraktionen in England, was sich schon allein an der Anzahl der Parkplätze ermessen lässt, die übrigens sehr nett "beschildert" sind. Jeder Parkplatz trägt hier den Namen einer Frucht, wie z.B. Apfel, Erdbeere, Pflaume, Zitrone, etc. Die Schilder für die Parkplätze sind dann natürlich auch in der entsprechenden Farbe gehalten, so sind wir z.B. auf dem lilafarbenen "Plum 3" gestanden.
Von der Parkplätzen bringt ein Shuttle-Bus-Dienst die Touristen zum Besucherzentrum. In einer verlassenen Kaolingrube in der Nähe von St. Austell wurden riesige Gewächshäuser erreichtet, um einen Regenwald und einen Bereich mit mediterranem Klima zu erzeugen. Die Konstruktion dieser Gewächshäuser mit ihrer sechseckigen, wabenförmigen Struktur sieht einfach futuristisch aus. Allerdings haben die Planer nicht nur die Gewächshäuser errichtet, sondern auch den gesamten Weg dorthin mit diversen Pflanzen versehen. Zu empfehlen ist, zuerst den mediterranen Bereich zu besuchen (rechts vom Eingang zu den "Waben"), da dieser nicht so fantastisch ist, man kennt dort doch eine Vielzahl der Pflanzen wie Tomatenstauden, Olivenbäume und diverse Kakteen. Für Mitteleuropäer allerdings sehr zu empfehlen ist der tropische Bereich. Dort findet man dann Pflanzen, die bei uns eher nicht heimisch sind, beginnend bei Bananenbäumen, über Kakao- und Kaffeepflanzen bis zu vielen weiteren für uns komplett unbekannten Pflanzen.
(Außenansichten des Eden Project, Claudia mit passenden T-Shirt)
Das Ziel für diesen Tag war Falmouth, Falmouth liegt bereits sehr weit im Südwesten und ist eine typische alte Hafenstadt. Ähnlich wie Torquay sehen viele Teile der Stadt eher nach Mittelmeer als nach England aus. Falmouth besteht dementsprechend auch aus zwei Teilen, einem alten, der früher hauptsächlich auf die Schifffahrt oder genauer auf den Schmuggel und den Überfall spanischer und französischer Schiffe ausgerichtet war und einem neuen, der hauptsächlich aus Hotels und B&B's besteht. Nach dem Einchecken im B&B sahen wir uns den Hafen an.
Außerdem wollten wir uns noch das über der Stadt thronende Pendennis Castle, das Heinrich VIII. um 1544 erbauen ließ, ansehen. Auf dem Weg dorthin ereignete sich der größte Fehltritt dieses Urlaubs. Nach einer Fotosession wollte Claudia ins Auto steigen, rutschte am sehr hohen Randstein ab und verdrehte sich den Knöchel. Also fuhren wir umgehend wieder zurück ins B&B und Claudia legte sich erst mal hin. Nachdem die Schmerzen nicht abnahmen, war für uns klar, dass wir rasch das nächste Spital aufsuchen mussten. Also fragten wir die Chefin des B&B nach dem nächsten Spital. Falmouth hat zwar eines, aber keine A&E (Accident & Emergency)-Station, daher mussten wir wieder 10 Meilen zurück nach Truro zum dortigen Spital fahren, dieser Weg war ja nicht mehr neu für uns. Gegen 19.30 Uhr kamen wir im Hospital an und mussten nach einer kurzen Erstaufnahme durch die "Nurse" erst mal warten. Das Warten zog sich dann bis kurz nach Mitternacht (also weit über 4 Stunden!) hin. Witzig an der Situation war nur, dass im gesamten Spital niemand Claudias Nachnamen korrekt aussprechen konnte oder wollte, sprich die jeweilige Schwester begann immer mit "Claudia ..." und wartete, bis sich jemand meldete, bevor sie zum Nachnamen ansetzen musste.
Die Diagnose des Arztes hingegen dauerte vielleicht 3 Minuten. Es wurden keine Röntgenbilder vom Knöchel gemacht, die Behandlung bestand ausschließlich im Abtasten des Fußes. Die Diagnose lautet dann "Strained", was auch immer das bedeutet, uns war das zu diesem Zeitpunkt nicht klar. Auf unseren ratlosen Gesichtsausdruck und die eher unqualifizierten Fragen hin zauberte der Arzt dann eine schematische Zeichnung eines Beines hervor und erklärte, wo das Problem lag. So wirklich half das zwei Nicht-Medizinern auch nicht weiter, nachdem der Arzt aber nur schmerzstillende Tabletten (das Wort des Urlaubs: "Painkiller") verschrieb, viel Bewegung verordnete und meinte, dass die Schmerzen in drei bis vier Tagen weg sein würden, waren wir froh, dass nichts gebrochen war und anscheinend auch sonst nichts Kritisches passiert war, sodass wir den Urlaub ohne Bedenken fortsetzen konnten.
Kurzes Detail am Rande: Nachdem die Schmerzen auch nach über einer Woche nicht wirklich zurückgegangen waren, fuhren wir am Montag, den 22. Juli in Wien ins Spital. Der Arzt dort machte sofort Röntgenbilder und stellte aufgrund dieser die Diagnose Zerrung (in englisch "Strained", wie wir jetzt wissen). Allerdings meinte er, Claudia solle sich schonen, von viel Bewegung war da nicht mehr die Rede. Oder zusammengefasst: Eigentlich ist es ein wenig unverantwortlich, dass in England keine Röntgenbilder gemacht wurden, aber vielleicht hängt das mit den entsprechenden Einsparungen im dortigen Gesundheitssystem zusammen, die uns hier zumindest bisher erspart geblieben sind.
Nachdem es dann ja auch schon später war und wir noch nicht zum Abendessen gekommen waren (aber Hunger ist vor der Behandlung auch keiner aufgekommen), bestand unser Abendessen dann eigentlich nur aus zwei Sandwiches, die wir bei der nächsten Tankstelle gekauft hatten.